Zecken, Borreliose und Co.: Verunsicherung führt in die Notaufnahme

09.07.2020

Sie lauern in hohen Gräsern oder im Gebüsch: Sommerzeit ist Zecken-Zeit – und leider kursieren noch immer viele Gerüchte um die kleinen Spinnenwesen. Immer mehr Menschen besuchen sogar die Notaufnahme, wenn sie die Parasiten an sich entdecken. Grund dafür ist oftmals die Angst, beim Entfernen etwas falsch zu machen oder sich gar bereits mit Borrelien infiziert zu haben – Bakterien, die von Zecken übertragen werden können. Die Folge wäre Borreliose, eine Krankheit, die als Spätfolge das Nervensystem, Gelenke oder andere Organe angreift. Dabei gibt es in den meisten Fällen gar keinen Anlass zur Sorge: Wer die Tierchen nur schnell genug entferne, dessen Erkrankungsrisiko sei gleich null, sagt Prof. Dr. Dorothée Nashan, Direktorin der Hautklinik im Klinikum Dortmund.


Damit Borrelien überhaupt übertragen werden können, müsse sich die Zecke mindestens seit zwölf Stunden am Körper festgebissen haben. „Erst wenn sie ausreichend Blut aufgesaugt und dieses in den Zeckendarm gelangt ist, lösen sich die dort befindlichen, krankheitsverursachenden Bakterien und gelangen über den Stechapparat in die menschliche Blutbahn“, so Prof. Nashan. „Entfernt man die Zecke also noch am gleichen Tag, dann muss man sich keine Sorgen machen.“ Zudem trage nur etwa jede Dritte Zecke diese Bakterien in sich – bisher in Süddeutschland häufiger als im Norden des Landes.

 

Zecken können zuhause mit einfachen Pinzetten entfernt werden

 

Dennoch begeben sich immer häufiger Patienten mit festsitzender Zecke in die Notaufnahme – was die potentielle Übertragungsmöglichkeit aufgrund der verzögerten Entfernung steigert. Die Parasiten sollten also möglichst sofort entfernt werden. Dafür reicht bereits für den Erfahrenen eine Pinzette aus. Apotheken und Drogerien führen zudem spezielle Zeckenzangen, deren Anwendung einfacher ist. „Das Gerücht hält sich hartnäckig, dass alles verloren sei, sobald ein winziges Stück der Zecke nicht mitentfernt wird und in der Haut bleibt. Das stimmt aber nicht“, so Prof. Nashan. „Laut dem Robert-Koch-Institut erkrankt nur ein Prozent der von Zecken gebissenen Menschen. Also, selbst wenn ein minimaler Rückstand zurückbleibt: Beobachten Sie diese Stelle. Normalerweise stößt die Haut den Fremdkörper nach einer Weile von selbst ab. Ansonsten können Sie den Arzt für eine Entfernung aufsuchen.“

 

Die Parasiten im Labor zu untersuchen macht keinen Sinn

 

Zum Arzt sollte man ebenfalls dann gehen, wenn etwa zwei Wochen nach dem Biss eine Wanderröte auftritt: Ein roter Fleck, der sich ausbreitet und in der Mitte verblasst. Dann kann eine entsprechende Therapie schnelle Hilfe bieten. „Aber bitte nicht eine gezogene Zecke mitbringen, damit wir diese im Labor untersuchen“, so Prof. Nashan. „Das macht, wenn man die Übertragungswahrscheinlichkeit berechnet, wenig Sinn.“

 

 

(von Lisa Müller, stellv. Leitung der Unternehmenskommunikation)

 

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